Gregor Gysi im Stadttheater Bruneck

Kaum ein deutscher Politiker wurde so geschmäht, kaum einer schlug sich so erfolgreich durchs Gestrüpp der Anfeindungen - hin zu einer anerkannten Prominenz. Im Gespräch mit dem langjährigen ORF-Journalisten Lorenz Gallmetzer präsentiert Gregor Gysi, Sohn des DDR-Kulturministers Klaus Gysi und Neffe der Nobelpreisträgerin Doris Lessing, seine Autobiographie (Ein Leben ist zu wenig, Aufbau Verlag 2017). In seinen Lebenserinnerungen schildert der begnadete Rhetoriker Gysi seine Kindheits- und Jugendjahre in Ost-Berlin und seinen Weg zum Rechtsanwalt, gibt Einblicke in sein Verhältnis zu DDR-Dissidenten und in die aktuellen Spannungsfelder an der Spitze der Partei Die Linke. Vor allem aber berichtet er von der erstaunlichen Wendung, die sein Leben mit dem Fall der Berliner Mauer und seinem Eintritt in die Politik nahm. »Einfach wegrennen, das wollte ich nie«, sagt Gysi und trifft damit einen Kern seines Wesens: Widersprüche aushalten.

Gregor Gysi, geboren 1948 in Berlin, Rechtsanwalt und Politiker. Vertrat als Anwalt in der DDR u.a. Robert Havemann, Rudolf Bahro und andere Regimekritiker. 1989-93 Parteivorsitzender der SED-Nachfolgepartei PDS. 1990-02 und 2005-16 Mitglied des Deutschen Bundestages und Fraktionsvorsitzender der PDS und der Partei Die Linke. Seit Dezember 2016 ist er Präsident der Europäischen Linken. Zahlreiche Publikationen.

Gregor Gysi: Ein Leben ist zu wenig. Die Autobiographie, Aufbau Verlag, Berlin 2017, 352 Seiten. http://www.aufbau-verlag.de/index.php/ein-leben-ist-zu-wenig.html

Lorenz Gallmetzer, geboren 1952 in Bozen, war langjähriger Journalist des ORF in Wien, u.a. als Auslandskorrespondent in Paris und Washington, als Reporter für die Sendung Weltjournal sowie als Leiter der Diskussionssendung Club 2. Seit 2011 ist er in Wien als freier Publizist tätig; 2016 erschien sein jüngstes Buch Süchtig - von Alkohol bis Glücksspiel - Abhängige erzählen (Kremayr & Scheriau).